Blauer Weihnachtsmann e.V.

Blauer Weihnachtsmann e.V.

„Immer, wenn die Kinder Weihnachten
nur mit einem Elternteil feiern dürfen,
wird Weihnachten trist und kalt.
Und dann kommt der Weihnachtsmann
in seinem Blauen Gewand.
Allen Kindern beide Eltern!“

Montag, 10. Dezember 2012.
Mahnwache vor dem Amtsgericht Lüneburg. Auffällig blaue Weihnachtsmänner sind von weitem zu sehen, wie sie inmitten von bunten Paketen stehen. Es sind Väter, denen der Kontakt mit ihren Kindern untersagt ist und deren Verärgerung darüber buchstäblich in der Luft zu spüren ist.

Detlef Naumann, 52 Jahre alt, Diplom-Kaufmann, hat seine 1999 geborene Tochter seit 5 Jahren fast nicht mehr gesehen.

Als nicht verheirateter Vater hatte er nach der Geburt seiner Tochter das Sorgerecht nicht beantragt. Seine damalige Partnerin hätte einem gemeinsamen Sorgerecht nicht zugestimmt. Es ging ihm auch nicht so sehr um das Sorgerecht, sondern darum, nach der Trennung im Jahr 2000 seine Tochter regelmäßig sehen und mit ihr zusammen sein zu dürfen. Doch das ist ihm seitdem nur selten möglich, da sich die Mutter trotz der inzwischen gerichtlich festgelegten Umgangs- und Besuchsregelung gegen einen Tochter-Vater-Kontakt ausgesprochen hat. Diese Regelungen, die er sich in einem langwierigen Gerichtsmarathon erkämpfte, haben ihm bisher nichts genutzt.

So wie Detlef Naumann ergeht es vielen, nicht nur unverheirateten, Vätern. Als getrennte Eltern streiten sie über die Umgangs- und Besuchsregelungen mit den gemeinsamen Kindern, wobei häufig der Kontakt zwischen Kindern und Vätern abgebrochen und zerstört wird. Diese Form von Entfremdung, die bei Kindern zu ernsthaften Störungen und Schädigungen führen kann, auch PAS (Parental Alienation Syndrom) genannt, stellt eine Form psychischen Kindesmissbrauchs durch den betreuenden Elternteil dar. Es verstößt gegen die Menschenrechte und das Grundgesetz und ist nicht im Interesse der Kinder, (vor allem) von ihren Vätern entfremden werden zu können. Doch leider „hat sich dieses Verhalten in Europa und besonders im deutschsprachigen Raum nachhaltig etablieren können“.

Deswegen hat Detlef Naumann 2011 den Verein „Blauer Weihnachtsmann e.V.“ ins Leben gerufen. Der Blaue Weihnachtsmann versteht sich sowohl als Lobby-Verein für die Gleichstellung von Vätern und Männern und auch als Dienstleistungsorganisation, damit die Kinder beide Eltern nach einer Trennung behalten.

In erster Linie geht es um die gesetzliche Durchsetzung eines automatischen gemeinsamen Sorgerechts „Ohne WENN und ABER!“ für unverheiratete Eltern ab Geburt des Kindes, ohne dass die Väter dieses Sorgerecht beantragen müssen. Selbst bei der aktuellen Verbesserung der Stellung unverheirateter Väter muss dieses Sorgerecht noch beantragt werden, was wieder eine Diskriminierung des Vaters darstellt. Noch immer kann die Mutter, wenn sie – berechtigte – Zweifel hat, diesen Antrag ablehnen, was in der momentanen Überlegung über das Widerspruchsrecht deutlich wird. Doch wie sieht es aus, wenn ein unverheirateter Vater ohne Sorgerecht berechtigte Zweifel daran hat, ob die Mutter in der Lage ist, das gemeinsame Kind zu erziehen? Wenn sie möglicherweise krank ist? Das ist bisher vom Gesetz her noch nicht vorhergesehen.

In zweiter Linie kämpft er für Gleichstellung der Geschlechter in der Familie, in der Gesundheitsvorsorge, Rentenversorgung, bei Gewaltschutz und Beruf. Die Unterschiede, die hier zwischen Müttern und Vätern, bzw. Frauen und Männern gemacht werden, sind noch zu groß, als dass hier von gleichen Bedingungen für alle gesprochen werden kann.

Der Organisation Blauer-Weihnachtsmann.org –eingetragener, gemeinnütziger Verein- vorangegangen waren schon verschiedene Aktionen von Einzelnen. Begonnen hat es dann auf einem Familientag in Halle, als dort ein Vater blaue Weihnachtsmannkostüme mit dem Hinweis verkaufte: „Macht was draus!“. Die Farbe Blau steht dabei für die Kälte, die durch das Fehlen eines Elternteils beim Kind entsteht. Detlef Naumann setzte diese Aufforderung durch und ist heute, ein Jahr nach der Gründung, mit den Blauen Weihnachtsmännern sehr aktiv und erfolgreich. So bauen sie Informationsstände auf, halten Mahnwachen, wecken das Interesse der Medien für die Thematik und führen Fachgespräche mit relevanten Ansprechpartnern und Entscheidungsträgern aus der Politik.

Vertreten ist der Blaue Weihnachtsmann e.V. in Deutschland in allen Bundesländern, in Österreich und in der Schweiz, in Form von Selbsthilfegruppen und regionalen Koordinierungsstellen. Aktiv zu werden und Mitzumachen und „durch Gefallen überzeugen“ ist das Konzept des Vereins. Alle Fördermitglieder haben die Möglichkeit, Aktionen durchzuführen und so das oberste Ziel des Vereins zu erreichen. Es beginnt damit das gemeinsame Sorgerecht ab Geburt „Ohne WENN und ABER!“ zu haben und endet bei der Männerquote im Kindergarten.

Auf meine Frage, ob denn ein kleiner Verein im öffentlichen Leben ernst genommen wird, antwortet mir Detlef Naumann: „Es kommt nicht auf die Mitgliederzahl an, sondern auf die Kompetenz in der Arbeit, die richtige Öffentlichkeitsarbeit und das Konzept an.
Ihre Vision „ist eine Gesellschaft, in der Männer und Frauen wirklich gleich gestellt sind, in welcher sie gleiche Rechte und Pflichten haben, [was] die Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben der Geschlechter[ist].“

Ihre Mission lautet, dass „Alle Aktivitäten, die eine Gleichstellung der Geschlechter zum Ziel haben, […] geeignet [sind,] den Frieden und das harmonische Zusammenleben zwischen den Geschlechtern zu erreichen.“

Detlef Naumann hofft, dass sich sein Einsatz für ihn noch bezahlt macht und er seine Tochter noch richtig kennenlernen darf, bevor sie erwachsen ist. Sollten auch Sie an dem Verein „Blauer Weihnachtsmann e.V.“ interessiert sein, sei es als betroffener Vater, Fördermitglied oder als Spender, können Sie auf der Startseite des Vereins alle notwendigen Informationen erhalten.

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