Günther Kaluza – will als Pate jungen Menschen Mut machen

Günther Kaluza – will als Pate jungen Menschen Mut machen

Können Sie sich vorstellen, welch logistische Virtuosität es bedeutet, täglich für bis 2000 Personen einen gesunden, leckeren, über drei Stunden immer frischen und abwechslungsreichen Mittagtisch anzubieten? Ein Alltagsgeschäft für Günther Kaluza.

Er war der, der in einem Unternehmen mit für ein gutes Klima sorgt, denn er leitete fast 30 Jahre lang in einem bekannten Verlagshaus in Hamburg die Kantine. Mit seinem bis zu 60-köpfigen Team hat er dort die Mitarbeiter und Gäste des Verlags mit gutem Essen versorgt und verwöhnt. Auch war der kulinarische Part der hausinternen Veranstaltungen für den ganzen Verlag, für Kunden und für bekannte Gäste 18 Jahre lang unter seiner Verantwortung. „Ich hatte eine schöne Zeit dort und bin immer gerne hingegangen.“ meint er rückblickend. Sein Anspruch an sich und sein Team war grundsätzlich hoch: „Die Kantine muss jederzeit so gut sein, dass der Vorstandsvorsitzende mit seinen Gästen in die Kantine kommen kann und nicht auswärts essen geht.“

Inzwischen unterliegt seine Abteilung, wie alles im aktuellen Verlagswesen, einem massiven Stellenabbau und finanziellen Kürzungen. Die von ihm beim Neubau des Gebäudes mitgeplante und durchdachte Küche, die bis 2009 fast sein „Zuhause“ war, muss jetzt mit geringerer Besetzung arbeiten. Schon zu seiner Zeit fuhr sein Team unter enormem Zeitdruck. Die durchschnittlich 1200 bis 1500 und in Spitzenzeiten, wenn es was ganz besonders leckeres gab, bis 2000 Gäste wollten natürlich frisches Essen und das von 11:30 bis 14:30h. Auf diese Schwankungen konnte nur mit ständiger Nachfertigung, großer Flexibilität und hervorragender Zusammenarbeit reagiert werden. Aber mit viel weniger Personal die qualitativ gleiche Arbeit leisten? Günther Kaluza mag es sich nicht vorstellen.

Auf die Frage, wie er seine Mitarbeiter zu so guter Arbeit motivieren konnte antwortet er mir: „Meine Mitarbeiter bekamen meine Wertschätzung für das, was sie taten. Sie bekamen zu spüren, dass ihre Arbeit wichtig ist für den reibungslosen Ablauf des Tagesgeschäfts. Mal ehrlich, echte Wertschätzung für Ihre Arbeit, wo bekommen Sie das heutzutage noch? Und das ist das Wichtigste überhaupt!“

Den Menschen wertschätzen, das war es auch, was der alte Chef und Firmengründer verstanden hatte. Die Gründerfamilie wäre sehr fair gewesen, zu allen. Bei der Grundsteinlegung des neuen Verlags, es war 1980, störten die Hausbesetzer der Hafenstraße massiv. Der alte Chef kam auf die Idee, diese Leute erst einmal mit Essen und Trinken zu versorgen, und dann redete er mit ihnen. Statt weiterem Krawall gab es Frieden, die freien Autonomen fühlten sich mit ihren Anliegen angenommen, angehört und  – wertgeschätzt.

Und diese Wertschätzung bringt Günther Kaluza auch jungen Menschen gegenüber: Du bist jemand, du kannst etwas, ich traue dir was zu! „Wie viele junge Leute hatte ich in meiner Kantine, aus denen dadurch was Anständiges geworden ist.“ Und diese Haltung will er jetzt, wo er zwar im Ruhestand ist, aber noch keine wirkliche Ruhe haben will, als Pate weitergeben. Er möchte vor allem die jungen Menschen fördern, die für sich selber wenig Chancen sehen. Sicher haben Sie, liebe Leser, auch das Portrait des Patenmodells gelesen. Hier ist er nun ehrenamtlich tätig und möchte Chancen aufzeigen, unterstützen und Wege sehen, die ein junger Mensch von alleine noch nicht sieht. „Fang doch erstmal an und dann mach was draus!“

Für ihn wäre es wichtig gewesen jemanden zu haben, der ihm zeitig Aufbaumöglichkeiten vorschlägt zu dem, was er gelernt hatte und auch noch Spaß machte. Denn man verbringt schließlich sein ganzes Leben damit. Aufbau, da wäre er das beste Beispiel. Gutes Essen stand bei ihm immer im Vordergrund, er hatte also mit 14 eine Kochlehre begonnen und mit allen Höhen und Tiefen durchlitten. An Ausbeutung hätte es gegrenzt. Er machte seine Meisterprüfung, war in verschiedenen hervorragenden Häusern in Deutschland und der Schweiz tätig, wechselte häufig, um Erfahrungen zu sammeln. So arbeitete er sich hoch, bis er schließlich als Kantinenleiter seine Zufriedenheit fand.

Mut hätte er gehabt, auch den Mut zu sagen: „Nein, das habe ich noch nie gemacht, aber ich mache es einfach!“ Er hätte nicht nachgedacht über all das, was hätte schief gehen können, er hat es einfach ausprobiert. So hatte er auch keine Angst gehabt, dass mal was danebengehen kann und wenn ja, hätte er ehrlich dazu gestanden. Er tat es aus Überzeugung!

Menschen strahlen es aus, wenn sie etwas aus Überzeugung tun. Und diesen Mut und diese Überzeugung, das will er weitergeben. „Du bist nicht schwach, wenn mal was schiefgeht. Aufrappeln, daraus lernen und weitermachen!“ Und dafür wünscht sich Günther Kaluza neue Wege, jungen Leuten Aufbaumöglichkeiten aufzuzeigen: Das aktuell schlechte Image von Lehrberufen muss aufgegriffen, und bereinigt werden. Lehrberufe müssen erst einmal als eine gute Basis verstanden werden. Als eine Basis, bei der es mit Spezialisierungen und Weiterbildungen Aussichten gibt, die Freude bereiten und einen weiterbringen.

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